Nachts hat es geregnet. Da das Außenzelt leider nicht mehr so ganz dicht ist, haben wir einiges an Wasser loszuwerden.
An diesem Morgen treibt es uns um 7:00 Uhr aus unseren Schlafsäcken, denn wir wollen von Whakatane aus eine Bootstour auf den aktiven Vulkan auf "White Island" machen.
Nach einer guten halben Stunde Fahrt erreichen wir den Hafen in Whakatane und da ich ein bisschen zu lange in der Campingplatzdusche mit Unendlich-Heiß-Wasser verbracht habe und wir somit nicht gefrühstückt haben, gibt es nach dem Einchecken im "White Islands Tours Cafe" noch ein Bacon and Egg Frühstücksbrötchen, um unseren Hunger zu stillen.
Dann geht es aufs Boot.
Eine Familie mit ihrem Sohn, dem der Wellengang auf offener See dann doch etwas unheimlich wird, ein Ehepaar aus Göttingen, eines aus der Nähe von Hamburg. Dann treffe ich noch eine Amerikanerin mit ihrem Mann, der allerdings den größten Teil der Bootstour verschläft.
Und dann ist da noch Jim.
Jim wohnt eigentlich etwas außerhalb von New York. Er kommt jedes Jahr für mindestens drei Monate nach Neuseeland, um dem Winter zu entfliehen und von alledem was er erzählt, ist er wirklich begeistert und unterstreicht das in jedem Satz.
In Neuseeland ist alles "peaceful" "amazing" "unbelievable" "gorgeous" "lovely" und "very very lovely".
Schnell hat er mir viel über sein Leben erzählt. Er hat für Banken überall in Amerika gearbeitet und ist dafür viel geschäftlich durch Amerika gereist, hat aber zum mentalen Ausgleich immer auf seiner Farm außerhalb New Yorks gewohnt, wo er seine Kühe hat.
Eigentlich ist er kein Stadtmensch, erklärt er mir, aber das Arbeiten in der Stadt kombiniert mit der ländlichen Ruhe und der Arbeit draußen, weit weg von allen Büros, hätte ihm immer innere Ausgeglichenheit verschafft.
Dann legen wir vor White Island an.
Wir werden auf kleine Schlauchboote verfrachtet und zur Insel gebracht. Entgegen aller Voraussagen ist das Wetter plötzlich grau und es nieselt ein bisschen.
Alle anderen Touris haben sich brav in Trekkingklamotten und Wanderschuhe geworfen, ich, schon ganz Kiwi in Sommerröckchen und Stoffschuhen, fange auf einmal an an meinem Outfit zu zweifeln.
Zu allem Übel habe ich auch noch meine Fleecejacke an Bord gelassen, bekomme aber glücklicherweise Ersatz von der Crew und bin über die Regenjacke mehr als dankbar.
Jens und ich gehören zur zweiten von drei Gruppen. Ausgestattet mit Gasmaske und Helm sehen wir auch ziemlich lustig aus und die Gasmasken erweisen sich letztendlich, bei den ganzen Schwefeldämpfen, als sehr nützlich.
Hier fängt mir die Sache an, wenn auch bei dem ganzen Nieselregen, richtig zu gefallen:)
Dann geht es Richtung Hauptkrater. Zeitweise kann ich kaum noch etwas sehen, weil meine Augen von den Dämpfen so brennen.
Überall dampft und nebelt es aus sämtlichen Löchern.
Im Hauptkrater herrscht eine momentane Höchsttemperatur von unglaublichen 750°C. Auch blubbernde Matschquellen eröffnen sich uns auf unserem weiteren Rundweg. Es ist einfach faszinierend.
Erst auf dem Schiff bemerken wir, dass der schwefelige Geruch sich auch in Haaren und Kleidern festgesetzt hat.
Dann gibt es Lunch. Für Jim mal wieder etwas, das er nie vergessen wird, denn das Essen ist so "amazing" "fabulous" "just gorgeous" und ich frage mich, wann ich das letzte Mal jemand gesehen habe, der sich so wie er über ein Eisandwich, ein bisschen Banane und einen Schokoriegel gefreut hat. Wir sind also in lustiger Gesellschaft.
Auf dem Rückweg hält das Schiff an und so können wir alle die Tölpel beobachten, wie sie ins Wasser eintauchen, nachdem sie einen ganzen Fischschwarm umzingelt haben und sich somit auf ihre Beute stürzen.
Das ist vielleicht ein Spektakel für uns alle, Landratten die wir sind.
Im Hafen angekommen verabschieden wir uns von Jim und den anderen Deutschen und lassen uns vom Captain den Weg den Fluss hinauf beschreiben, wo Moko lebt, der Delphin. Er ist ein ungewöhnliches Exemplar, denn er hat sich hier niedergelassen und ist Menschen völlig zutraulich. Man kann mit ihm schwimmen und ihn sogar anfassen.
In Opotiki machen wir nochmal Halt zum Einkaufen und Volltanken, bevor wir uns völlig der Küstenstraße widmen.
Dann fängt es auch noch an zu regnen und wir müssen langsamer machen, weil wir kaum noch etwas sehen können.
Später fahren wir die Schotterstraße zum Eastcape entlang, denn dort soll sich noch ein Campingplatz befinden und da wir zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen schon so nahe wie möglich am Ziel sein wollen, nehmen wir den Schotterweg frohen Mutes auf uns.
Mitlerweile ist es schon dunkel und draußen ist es ganz schön gruselig. Wir sind direkt am Meer, es stehen nur alte, verlassene Häuser auf den großen grünen Feldern. Der Nebel hat sich zwischen den Bergen verfangen und es gibt keine Straßenbeleuchtung.
Es gibt keine Beleuchtung, dafür finden wir an der "Rezeption" ein Schild, welches uns mitteilt, dass wir, sollte niemand da sein (und es ist NIEMAND da), uns einfach hinstellen sollen und am nächsten Tag bezahlen.
Uns ist das alles doch etwas zu suspekt und so machen wir uns auf den Weg zurück. Nach 45 Minuten kommen wir an einem "Motorhome" vorbei, hatten aber gerade einen halben Kilometer weiter auf der Herfahrt ein Schild zu einem Backpacker gesehen und fahren deshalb, blöderweise, daran vorbei.
Die Ausschilderung zum Backpacker hört einfach irgendwann auf, vom Backpacker keine Spur.
Uns reichts. Es ist mitlerweile kurz nach 21:00 Uhr. Wir machen uns direkt auf den Weg zu dem "Motorhome".
Natürlich sind alle Backpackerräume voll und somit ist unsere einzige Möglichkeit, ein Zimmer mit eigener Dusche zu nehmen.
Viel teurer als Backpackerräume, im Vergleich zu deutschen Verhältnissen für 75NZ$, ca. 40 Euro für uns beide, immer noch sehr günstig und uns mehr als recht.
Kaum haben wir uns im Zimmer eingerichtet und alle elektronischen Geräte angestöpselt hüpfen wir unter die Dusche. Ich nehme eine EXTRALANGE Dusche, bis ich auch wirklich das Gefühl habe, dass aller Schwefelgestank von mir und insbesondere aus meinen Haaren gewaschen ist!
Dann fallen wir einfach nur totmüde ins Bett und nachdem eine kleine böse Mücke versucht unseren Schlaf zu stehlen, locken wir sie mit Hilfe des Badlichts ins Bad und haben unsere Ruhe, um unsere, wenn auch sehr kurze Nacht, noch auszukosten.
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